Zur Geschichte des Caritaszentrums am Pauline-von-Mallinckrodt-Platz

Von großer Bedeutung für die Entwicklung von Stadt und Bistum Minden war die Gründung des Benediktinerklosters St. Mauritii auf dem östlichen Weserufer im Jahr 1042 durch den hl. Bruno, einem der hervorragendsten Mindener Bischöfe. Die Stiftung wurde 1043 durch König Heinrich III. bestätigt. 1434 erfolgte die Verlegung des Klosters an die 1214 erbaute St. Simeoniskirche und führte nunmehr den Namen St. Mauritii et Simeonis.

Nach 140 Jahren einer unangemessenen militärischen Nutzung konnte 1950 der gesamte Bereich des alten Benediktinerklosters den Kirchen zurückgegeben werden. Beginnend mit der Restaurierung der St. Mauritiuskirche aus dem Jahre 1475, dem Herzstück der Bauanlage, erfolgte schrittweise eine behutsame Instandsetzung der verschiedenen Gebäude durch die katholische Domgemeinde unter dem Leitgedanken, die vielfältigen karitativen Einrichtungen der Stadt zusammenzuführen. Das neue Caritasgebäude fügt sich ideal in die genannte Nutzungskonzeption ein.

„Zierde der Kirche und Welt, beiden ein leuchtender Stern!“ So lautete die Grabinschrift des hl. Bruno, der in der St. Mauritiuskirche seine letzte Ruhestätte fand. Eine tiefe benediktinische Religiosität, überragende Tatkraft und Welterfahrenheit zeichneten ihn aus, geprägt wurde seine Persönlichkeit jedoch von einer alles überragenden Milde und Güte im Geiste christlicher Nächstenliebe. So entwickelte sich im mittelalterlichen Minden der eindrucksvolle Brauch, dass die geistlichen Damen von St. Marien jährlich am Todestag des hl. Bruno, dem 10.02.1055, eine Armenspende „carnem Brunonem“ austeilten. Der hl. Bruno verdient es somit, Wegbereiter der Caritas in Minden genannt zu werden.

Das historische Bauensemble gruppiert sich um den Pauline-von-Mallinckrodt-Platz, der den Namen der bedeutenden in Minden geborenen Ordensfrau Pauline von Mallinckrodt trägt. Sie ist die Gründerin der „Genossenschaft der Schwestern der Christlichen Liebe“ und wurde aufgrund ihrer überzeugenden Tätigkeit als Apostolin der Nächstenliebe – vornehmlich für Arme und Blinde – 1985 selig gesprochen.

Auf der höchsten Erhebung der Stadt Minden hat die Domgemeinde für das Caritaszentrum eine defekte Glocke gestiftet, die die Aufschrift trägt: “Selige Pauline von Mallinckrodt, ich trage deinen Namen. Bitte für deine Geburtsstadt Minden.“ Neben dem hl. Bischof Bruno hält auch die selige Pauline schützend ihre Hände über alle, die in Minden wohnen und in diesem Haus der Caritas Hilfe erbitten.

Das anspruchsvolle, architektonische und denkmalpflegerische Ziel der kath. Dompropsteigemeinde besteht darin, dem historischen Bauensemble des Pauline-von Mallinckrodt-Platzes seine ursprüngliche, monastische Ausstrahlung und Atmosphäre zurück zugeben. Dem neuen Caritaszentrum stellt sich darüber hinaus die verpflichtende Aufgabe, dem Geist und Vermächtnis des hl. Bruno und der seligen Pauline gerecht zu werden.

Im Jahr 1999 wurden die Dienste des Caritasverbandes „unter einem Dach“ in der Königstraße 13 gebündelt. Seit dem Januar 2006 ist auch der Sozialdienst katholischer Frauen mit seinen Beratungsstellen im Haus untergebracht. Somit ist eine gute Voraussetzung dafür geschaffen, die Hilfe für Menschen in Not durch engere Zusammenarbeit noch besser und wirkungsvoller zu gestalten.